João Bethencourt

João Estevão Weiner Bethencourt wurde (vermutlich am 10. Dezember) 1924 in Budapest geboren und kam bereits 1934 im Alter von 10 Jahren nach Brasilien. Nach einem Abschluss als Magister für Bodenkultur in Rio de Janeiro studierte Bethencourt zu Beginn der 1950er Jahre Dramaturgie an der Yale Drama School (Yale University). Dieses Studium schloss er nach drei Jahren mit dem Diplom „Master of Fine Arts“ ab. Nach seiner Rückkehr nach Brasilien inszenierte er 1954 mit einer Laiengruppe „Unsere kleine Stadt“ von Thornton Wilder, was der Beginn seiner Karriere als Bühnen-, Film- und Fernsehregisseur war.

João Bethencourt begann am „Conservatório of Rio de Janeiro“ Vorlesungen zu halten. Das „Conservatório of Rio de Janeiro“ wurde später die Theaterabteilung der Universität von Rio de Janeiro. Hier institutionalisierte Bethencourt den ersten Lehrstuhl für Theater-Regie. Viele Jahre unterrichtete er hier Regie und Dramaturgie, und einige von Bethencourts Studenten wurden ebenfalls erfolgreiche Autoren, Theater- und Kinoregisseure und Schauspieler.

Auch kulturpolitisch war Bethencourt sehr aktiv. Er war Direktor der Kulturverwaltung des brasilianischen Bundesstaates Guanabara, Präsident der Vereinigung der Theaterintendanten von Rio de Janeiro und kurze Zeit Vize-Präsident der Brasilianischen Autorengesellschaft. Sein Interesse für den Unterricht und die Theaterwissenschaft brachten Bethencourt dazu, regelmäßig humorvolle und bissige Zeitungsartikel und Theaterkritiken für die große brasilianische Zeitung „O Estado de Sao Paulo“ und für das Magazin der brasilianischen Autorengesellschaft zu schreiben. Auch das Medium Fernsehen blieb ihm nicht fremd: Bei zahlreichen Fernsehstücken, die er zum größten Teil selbst schrieb, führte er Regie.

In erster Linie aber war Bethencourt ein Mann des Theaters. Ihm ist es zu verdanken, dass viele US-amerikanische und europäische Theaterautoren in Brasilien bekannt wurden. Bethencourts Muttersprache war natürlich ungarisch – eine Sprache, die Gerüchten zufolge die einzige Sprache ist, die selbst dem Teufel Respekt abnötigt. Angeblich sollen die Ungarn auch leichter als andere Völker fremde Sprachen lernen können. Bethencourt beherrschte auf jeden Fall fließend portugiesisch, französisch, englisch, deutsch, spanisch und italienisch – und hatte zudem noch ungefähre Kenntnisse einiger anderer europäischer Sprachen.

Neben zahlreichen Übersetzungen (u.a. Molière, Georges Feydeau, George Bernard Shaw und Neil Simon) schrieb João Bethencourt über 40 eigene Theaterstücke, hauptsächlich Komödien, die er regelmäßig selbst inszenierte. Seine Stücke wurden in viele Sprachen übersetzt und überall auf der Welt gespielt. Sein wohl erfolgreichstes Stück „Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“ – am 15. März 1972 uraufgeführt und bis heute in über 42 Ländern gespielt – ist mittlerweile ein Klassiker unter den anspruchsvollen Lustspielen. Weitere bekannte Stücke sind „Wie bringt man einen Playboy um?“, „Bonifácio und die Billionen“ und „Der gestohlene Verbrecher“.

Kritiker bescheinigen João Bethencourt als einen der wenigen brasilianischen Autoren die Fähigkeit einer „skeptischen Annäherung an menschliche Verhaltensweisen, durch welche er der Gesellschaft und ihrer Spiele einen Spiegel vorhält.“ Bethencourts Humor ist herausragend aufgrund der formalen Schlüsse, welche seine Stücke von durchschnittlichen brasilianischen Komödien unterscheidet.

João Bethencourt bekam mehrere Auszeichnungen als Autor und Regisseur in Rio und Sao Paulo sowie Ehrungen für seine Lehrtätigkeit an der Universität. Aber den wichtigsten Preis bekam er im Jahr 2005: Den bedeutenden „Prémio Shell“ – vergeben von Kritikern und Theatern für sein 50-jähriges Gesamtwerk.

João Bethencourt war mit der Schauspielerin Margot Bethencourt verheiratet, hatte zwei Kinder und lebte in Rio de Janeiro. Hier starb er auch am 31. Dezember 2006 an den Folgen einer Darminfektion.

Inszenierungen der Jungen Oberwerrner Bühne

2010   –   Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde (JOB-29)

Informationsquellen

de.wikipedia.org/wiki/João_Bethencourt