Rolf Gordons Lebensweg dürfte nicht nur abenteuerlich, sondern streckenweise auch recht mühsam gewesen sein! Jedenfalls war er kein schriftstellernder Theoretiker, sondern ein profunder Theatermensch, der seine Stücke am aktuellen Zeitgeschmack, aber auch an der Aufführungspraxis orientierte, da er sie schließlich selbst aus der Taufe heben und von ihnen leben musste. Er hatte als Autor daher weniger seine künstlerische Selbstverwirklichung im Auge, sondern verfolgte wohl vorwiegend praktische, existenzielle Intentionen.
Rolf Gordon war das Pseudonym für Anton Enzy. Er wurde am 02. Oktober 1901 in Graz geboren. 1940 gehörte er sowohl der Reichsschrifttumkammer als auch der Reichstheaterkammer, Fachschaft Bühne, an. Als ständige Wohnadresse wird in der Akte der Reichskulturkammer (Bundesarchiv Berlin) „Wien II, Klanggasse 7/14“ angegeben. Mit eingetragen sind in seinem Personalfragebogen: „Ehefrau Ida, geborene Pongritz, sowie Sohn Peter, 7 Jahre, und Tochter Ilse, 17 Jahre, unter der gleichen Wohnadresse“.
Tatsächlich lebte und arbeitete Rolf Gordon damals jedoch in Graz. Er war an der „Bunten Bühne A.B.C.“ engagiert, einer traditionellen Bauernbühne in der Grenadiergasse, die auch als Freiluft- und Wanderbühne in ländlichen Gemeinden gastierte. Rolf Gordon verfasste Volksstücke, führte Regie und verkörperte deren männliche (komische) Hauptrollen. Ehemalige Bühnenkolleginnen aus jener Zeit berichten, er habe häufig davon erzählt, er sei die Jahre zuvor lange Zeit mit einer oder verschiedenen Wanderbühnen quer durch Europa gereist und „bis zum Bosporus gekommen“.
Ob er jemals der „Löwinger Bühne“ angehörte, ist ungewiss. Zumindest taucht im (für diesen Zeitraum äußerst dürftigen) Archiv der „Löwinger Bühne“ weder ein Herr „Gordon“ noch ein Herr „Enzy“ auf. Gesichert ist aber, dass Herr „Gordon“ und die „Bunte Bühne A.B.C.“ sehr eng mit der „Löwinger Bühne“ – die zumindest bis 1938 regelmäßig in Graz gastierte – kooperierten. Zu einer allfälligen Kooperation zwischen Rolf Gordon mit der „Löwinger Bühne“ bleibt festzuhalten, dass Frau Direktor Sissy Löwinger bestätigt hat, ihr Vater Paul Löwinger sei mit Rolf Gordon bekannt gewesen. Näheres könne sie allerdings nicht dazu sagen. Ihr Archiv, unmittelbar in der Nähe des Wiener Hafens untergebracht, sei vor einigen Jahren dem Hochwasser zum Opfer gefallen. Ihr Vater habe Rolf Gordon aber gelegentlich – der Zusammenhang ist ihr nicht mehr erinnerlich – erwähnt. Auf der Homepage scheint im Repertoire der Bühne das Gordon-Stück „Alisi ist an allem schuld“ – ohne Autorenangabe – auf. Frau Löwinger gibt an, das Stück sei von der „Löwinger Bühne“ nach dem Krieg aufgeführt und vom ORF aufgezeichnet worden. Die selben Zeitzeuginnen berichten, Rolf Gordon habe „den jungen, bereits sehr erfolgreichen Paul Löwinger bewundert“ und sich zum Ziel gesetzt, „der zweite Paul Löwinger zu werden“.
Ab Januar 1941 benannte sich die Grazer „Bunte Bühne“ in „A.B.C. Frontbühne Graz“ um. Rolf Gordon nahm 1941 und 1942 an mehreren Wehrmachtsbetreuungs-Tourneen in die besetzten Gebiete (Holland, Belgien, Frankreich) bis zur Westfront teil. Er war Spielleiter und männlicher Hauptdarsteller und nahm innerhalb des Ensembles unbestritten die führende Position ein. Trotzdem scheint er bei keiner Tournee in der Funktion des Tourneeleiters auf. Seine damalige Begleiterin als Lebens- und Bühnenpartnerin nannte sich „Steffi Gordon“ und war definitiv nicht seine Ehefrau.
Ab 1943 verliert sich die Spur. Vermutlich wurde Rolf Gordon doch noch zur Wehrmacht eingezogen. Die letzte Erwähnung ist eine Tagebucheintragung vom 20. Juli 1946: eine ehemalige Kollegin von der Wehrmachtsbetreuung hält eine (Wieder-)Begegnung mit „Rolf Gordon und seiner Steffi“ fest, die mit dem Ensemble der „Steirischen Landesbühne“ in Kirchberg an der Raab, einer oststeirischen Landgemeinde, eine Gastspielvorstellung gaben. Diese Begegnung wird als harmonisch geschildert. Die Verfasserin zieht sogar kurz in Erwägung, sich der Theatergruppe anzuschließen; welches Stück damals aufgeführt wurde, bleibt jedoch unerwähnt.
Rolf Gordon (bzw. Anton Enzy) starb am 23. November 1948.
Inszenierungen der Jungen Oberwerrner Bühne
1987 – Der Sündenfall (JOB-06)