Franz Arnold und Ernst Bach

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Die Literaturgeschichte windet den Schwankautoren keine Kränze. So kann man über Franz Arnold und Ernst Bach, die gleich gesinnten Autoren der gleichnamigen „Erfolgsfirma“, auf dem Weg über die Literatur kaum etwas in Erfahrung bringen. Zeitungsausschnitte, Programmhefte, Flugblätter und Handzettel aus der Zeit der beiden Schwankautoren (oder neuerdings das Internet) geben da allein Auskunft zur Person und Sache.

Franz Arnold wurde am 23. April 1878 in Znin bei Bromberg geboren. Seine Jugendzeit verbrachte er in Berlin, erhielt hier eine schauspielerische Ausbildung und begann seine Bühnenlaufbahn als Darsteller im jugendlichen Alter von 19 Jahren in Eberswalde. Nach Stationen in der Provinz kam er 1907 nach Berlin, wo er am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater als Komiker die Herzen seines Publikums eroberte, und wurde 1909 ans Lustspielhaus an der Friedrichstraße engagiert. Hier traf er mit dem späteren lebenslänglichen Kompagnon Ernst Bach zusammen, der hier schon seit 1907 als „jugendlicher Bonvivant“ und schließlich als Regisseur tätig war.

Aber auch Bach war kein Berliner. Er stammte aus Eger im Böhmer Land und war nicht ganz zwei Jahre älter als Arnold. In Wien ging er zur Schule, in Wien betrat er auch zum ersten Mal die Bretter, die die Welt bedeuten – und zwar bezeichnenderweise die des Raimund-Theaters. Hier wurde auch sein erstes Stück „Der große Theophil“ 1906 uraufgeführt.

Beide teilten im Berliner Lustspielhaus die gleiche Garderobe miteinander. „Die An- und Ausziehgemeinschaft führte“, wie es in einem Zeitungsbericht anlässlich des 50. Geburtstages Arnolds hieß, „auch zu einer geistigen Gemeinschaft“. Bach und Arnold entdeckten ihre gleichgerichteten und sich ergänzenden Schreibertalente, verbündeten sich im Zeichen des Schwanks, und es begann eine überaus erfolgreiche Zusammenarbeit. In gemeinsam verfassten und von Bach inszenierten Stücken überzeugten beide auch mit ihren komödiantischen Leistungen.

Krieg und Nachkriegszeit lösten die Verbindung nicht. 1916 ging Bach als Direktor des Volkstheaters nach München und hatte diese Position bis zu seinem Tod 1929 inne. Arnold blieb in Berlin und widmete sich den weiterhin gemeinsam geschriebenen Stücken an verschiedenen Berliner Theatern, welche er hier übrigens auch selbst inszenierte. Seit 1920 folgte Stück auf Stück. Die gemeinsamen Stücke, die praktischerweise gleich in München und in Berlin aufgeführt werden, entstehen fortan in Klausuren am Starnberger See oder in Garmisch Partenkirchen.

In Bayern, meist Feldafing am Starnberger See, waren fast alle ihre Werke in einer Zusammenarbeit entstanden, bei der es niemals ein Zerwürfnis gegeben haben soll. Im Park des Hotels „Kaiserin Elisabeth“ in Feldafing schrieben die beiden oft genug auf einer eigens für sie aufgestellten „Dichterbank“; und der Chef des Hauses machte sich ein Vergnügen daraus, die beiden ungewöhnlichen Gäste mit den Worten zu provozieren: „Ihr müsst ja doch immer wieder zu mir kommen, sonst fällt euch nichts ein!“ Und da sie selbst wohl auch dieser Meinung waren, suchten sie immer wieder dieses Hotel auf. Der Tod von Ernst Bach am 1. November 1929 beendete aber auch für den verwaisten Schwankautor Arnold den Aufenthalt in diesem „Dichterrefugium“. Die große Zeit des Schreibens war unwiderruflich vorbei. Arnold verfasste nur noch zwei Schwänke.

1933 musste Franz Arnold nach London emigrieren, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Da er Jude war, wurden seine Stücke in Nazi-Deutschland fortan nicht mehr gespielt. Die Weltstadt London dagegen war der Schwankproduktion von Arnold und Bach schon immer gewogen gewesen, denn seit 1924 gab es hier zahlreiche Aufführungen der nach englischem Gusto bearbeiteten Schwänke. 1947 erhielt Franz Arnold die britische Staatsbürgerschaft. Nach dem Krieg reiste er wieder häufig nach Deutschland, um alte Verbindungen neu zu beleben, sich Vorstellungen seiner Stücke anzusehen und an Filmdrehbüchern mitzuarbeiten. Franz Arnold starb am 29. September 1960 in London.

Arnold und Bach beherrschten das Genre der heiteren Bühnenliteratur wie sonst kaum jemand. Dem ersten gemeinsamen Stück schloss sich bereits 1913 der ganz große Erfolgsknüller an: „Die spanische Fliege“. Beide Autoren spielten die Hauptrollen. Über tausendmal gab man in Berlin diesen Schwank. Hunderte von Übersetzern machten sich daran, selbst ins Chinesische und die Burensprache wurde die „Fliege“ übersetzt. Viele andere Titel sind immer noch bekannt, wecken Erinnerungen und tauchen in den Spielplänen mancher Theater wieder auf. Insgesamt gehören 14 Schwänke und 10 Operetten zum Haben der Firma Arnold & Bach. Das gemeinsame Vermächtnis gehört bis zum heutigen Tag zu den Klassikern des Boulevardtheaters und der Komödienhäuser. Aufgrund zahlreicher Dialektfassungen und nicht zuletzt durch die Fernsehübertragungen aus dem Millowitsch- und dem Ohnsorg-Theater sind sie einem breiten Publikum bekannt geworden.

Für Arnold und Bach waren das Theater und der Schwank ihr Leben, wobei aber noch festzuhalten ist, dass sich der Theaterleiter Bach als Mitglied des Verwaltungsrats des Deutschen Bühnenvereins zu seinem Teil um das deutsche Theater verdient gemacht hat. Welt, Leben und Theater waren für beide so sehr ein Gemeinsames, dass Arnold, seine Erfahrungen mit der Welt und dem Theater überblickend, den philosophisch anmutenden Ausspruch tat: „Ja, ja, es geht nirgends verrückter zu als auf der Welt – und am Theater.“

Inszenierungen der Jungen Oberwerrner Bühne

1991   –   Hurra – ein Junge! (JOB-10)
1993   –   Der wahre Jakob (JOB-13)
1996   –   Die schwebende Jungfrau (JOB-16)
1999   –   Weekend im Paradies (JOB-19)
2002   –   Unter Geschäftsaufsicht (JOB-22)
2007   –   Der kühne Schwimmer (JOB-26)
2017   –   Die spanische Fliege (JOB-36)
2022   –   Zwangseinquartierung (JOB-39)

Informationsquellen

de.wikipedia.org/wiki/Franz_Arnold_(Autor)
de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Bach_(Schauspieler)
de.wikipedia.org/wiki/Arnold_und_Bach